Thursday, March 01, 2007

Tour zu den neuen Plantagen in Sona

Nachdem wir letzte Woche unsere Feldarbeit erfolgreich hinter uns gebracht haben steht für diese Woche hauptsächlich die Identifikation der Pflanzen an. Für diesen Zweck hat Carola bereits erfolgreich Verbindungen zur Doktorandengruppe des Senckenberg Instituts in Frankfurt geknüpft. Die Gelegenheit dazu ergab sich beim Simposio in David. So kam am Montag Tina zu uns, die Carola entscheidend weiterhelfen konnte. Zur Belohnung haben wir sie auch mit an unseren Strand genommen.


Auch wir haben uns dort wie immer ausgiebig vergügt. Und da jetzt ja unsere letzten Tage in Las Lajas anstehen, wurde uns am Donnerstag die Ehre zu Teil, mit Yaels zu den neuen Plantagen in Soná zu fahren.
Soná ist eine Halbinsel in der benachbarten Provinz Veraguas. Hier wurden 2005 neue Plantagen angelegt. Die Fahrt dort hin dauert etwa 2,5 Stunden und hat es in sich, da es wie immer abseits der Interamericana keine oder nur wenige geteerte Strassen gibt. So geht es über Stock und Stein, während die Temperatur auf dem Weg in dieses besonders trockene Gebiet spürbar mit jedem zurückgelegten Kilometer erheblich steigt...


Die Fahrt hat sich jedoch gelohnt, die Plantagen sind höchst interessant und wir haben uns die ganze Zeit vorgestellt es wären unsere eigenen... Naja, eines Tages wird es soweit sein...


Sehen wir nicht aus wie potentielle Plantagenbesitzerinnen? Wir finden schon! Nunja, wenn wir nicht gerade aussehen als bekommen wir einen Hitzschlag... Wir haben wirklich sehr geschwitzt. Und nach einer Rundfahrt durch die Plantagen haben wir uns ins "Büro" begeben, wo Yaels mit den hiesigen Arbeitern reden musst, um aktuelle Anweisungen zu geben.


Wir haben in der Zeit versucht nicht allzusehr zu schwitzen und nebenher Sebastians Kamera für lustige Fotos wir dieses genutzt.



Heute haben wir dann nach sicherer Rückkehr von unserer Expedition unsere letzte Investorenführung abgehalten, was sehr heiter verlaufen ist.


Sodala... Noch 19x schlafen!

Friday, February 16, 2007

Rodeo, Symposium und anderes

Sodala, jetzt ist es ja wirklich mal wieder Zeit für Neuigkeiten!
Mittlerweile haben wir uns in der neuen Besetzung gut zusammengerauft. Martin hat uns verlassen und für ihn ist Sebastian zu uns gestoßen. Er ist ein Kommilitone von Martin aus Göttingen und macht ebenfalls sein Praktikum hier.
Nach einigen gewöhnlichen Arbeitstagen im Felde brachte eine wilde Fiesta zunächst erwähnenswerte Abwechslung ins verträumte Las Lajas.
Fiesta in Las Lajas heißt zunächst, dass entlang der Hauptstrasse allerlei Buden aufgestellt werden. Der Sportplatz der Schule wird zum Tanzboden und rundherum ist Platz für die Musiker, die zahlreich vertreten sind. Spielt gerade keiner gibt es Musik aus der Anlage. Die aktuellen Hits haben wir uns übrigens mittlerweile auf CD beschafft, so dass auch ihr in den Genuss kommen werdet z.B. Samy & Sandra (ein Geschwisterpaar. Er spielt das Schifferklavier, sie überzeugt singend und vor allem tanzend in einem knallengen, paillettenbesetzten, pinken Overall) kennen zu lernen.
Das unangefochtene Highlight besteht jedoch im Stierkampf. Hierzu ist ein kleines Areal mit einem Durchmesser von etwa 20m abgesteckt, in das ausgewählte Stiere der umliegenden Züchter gelassen werden. Wer mutig ist (oder schon genug getrunken hat) wagt sich bewaffnet mit einer roten Plastikplane dazu und animiert das Tier durch Geschrei und Gefuchtel zum Angriff. Gleich der erste Mutige wurde von seinem Stier auf die Hörner genommen und in den Boden gestampft, das der Staub in alle Richtungen gestoben ist. Erst nach einer weiteren Attacke konnte das Tier von seinem Opfer abgelenkt werden. Selbiger war erstaunlicherweise noch an einem Stück und konnte aus eigenen Kräften aus dem Gefahrenbereich kriechen. Ferndiagnose: Zahlreiche gebrochene Rippen, und mindestens ein ordentlich verdrehter Arm - oder schlimmer.
Dem nächsten erging es nicht viel besser und so wurde auch er auf die Hörner genommen. Er war allerdings schlau genug sich tot zu stellen, so kam es zu keiner weiteren Attacke.
Anschließend formierten sich die „Patrones de Las Lajas“. Das sind etwa 200 Mann und Frau auf Pferden, die johlend und schießend durchs Dorf reiten. Jeder darf mitmachen und auch wir wurden zahlreiche Male gefragt, ob wir Lust haben zu reiten, haben aber aus Sicherheitsgründen abgelehnt, zumal auf dem Fest weder Polizei noch Sanitäter oder ähnliches vorgesehen sind. Es war ein großes Spektakel, von dem wir noch lange berichtet haben.

Die folgende Woche haben wir dann beim Symposium in David verbracht und einige Kurse belegt, wobei wir auch Gelegenheit hatten uns die Universität anzusehen und mit Studenten ins Gespräch zu kommen. Hier einige Bilder der ergreifendsten Momente…

Nachdem wir nun alle wieder zu unseren vollen Kräften zurückgekehrt sind, arbeiten wir fleißig weiter. Wir sind jetzt immer zu dritt unterwegs, allerdings leidet Sebastian unter der Schlafkrankheit, so dass er häufig als Arbeitskraft ausfällt, wie diese Bilder beweisen.

Monday, January 22, 2007

Fotos: Bocas --> Turrialba



... ein kleiner Kahn, wie ich jetzt weiss das ultimative Transportmittel fuer allerlei...
...kleines Panorama der Fauna auf Bocas del Toro...

Die Bruecke zwischen Panama und Costa Rica...
...und noch ein paar Impressionen von Bocas del Toro.












Sunday, January 21, 2007

Bocas del Toro/ Panama --> Turrialba/ Costa Rica

Meine heutige Meldung sende ich aus Costa Rica. Ich befinde mich in der Wohnkueche der Sprachschule “Spanish by the Sea” mit direktem Blick auf den wolkenumhangenen Gipfel des Vulkans Turrialba, der stattliche 3328m misst. Er befindet sich im “Cordillera Volcanica Central Forest Reserve”. Die Schule selbst liegt auf etwa 1000m. Ihr koennt Euch also vorstellen, dass der Anblick, der sich mir bietet eine wunderschoene und ebenso willkommene Abwechslung zum Meeresblick ist, den ich die letzten Wochen genossen habe!
Aber eins nach dem anderen, zunaechst moechte ich Euch einen kleinen Ueberblick ueber die Ereignisse der letzten Wochen geben. Nachdem Carola Bocas del Toro und die Isla Colon in Maxens Begleitung verlassen hat, war auch die Sonne verschwunden, und es hat mehr oder weniger ohne Unterlass geregnet. Ich vermute Carola hat die letzten Strahlen von der Nordkueste abgezogen und nach Las Lajas geschafft, denn dort ist es zuverlaessigen Quellen zufolge bruetend heiss. Durch den permanenten Regen sind die Temperaturen im karibischen Norden natuerlich ebenfalls gesunken, was zur Folge hatte, dass ich mit meiner Kleiderwahl leicht daneben lag (nur T-Shirts, eine lange Hose). Ich musste mir also diverse Male Kleidungsstuecke ausleihen, wofuer ich mich hiermit bei meinen Zimmergenossen bedanken moechte. Davon einmal abgesehen war der Regen meinem Lernerfolg aeusserst zutraeglich, und ich kann im Rueckblick mehrere erfolgreiche Unterhaltungen mit mehr als einem gestammelten Satz vermelden!
Durch meine 6 Stunden Spanischunterricht am Tag, war selbst in den kleinen Regenpausen kaum Zeit fuer Ausfluege, so dass ich meine sozialen Kontakte am Abend bei zahlreichen Runden “Monopoly Panama” und Kartenspielen pflegen musste. Was die Gesellschaft anging, so muss ich sagen, dass ich ein weiteres Mal grosses Glueck hatte, denn ausser mir befanden sich zahlreiche “aeltere” Lernwillige in der Schule, mit denen zahlreiche erbauliche Abende moeglich waren.
Nach einer grossen “Night-out” am Freitag Abend habe ich den gestrigen Samstag dann noch zur Entspannung genutzt und mich am heutigen Sonntag auf den Weg von Bocas nach Turrialba gemacht.
Die Frage nach dem Warum ist schnell beantwortet: Mein 90 Tage Touristenvisum fuer Panama lauft am Montag aus, weshalb ich das Land verlassen muss. Wie es das Schicksal so will, liegt die zweite Filiale der Sprachschule auf Bocas in Turrialba/ Costa Rica, wo ich sowieso hin wollte, denn hier findet sich auch das CATIE, das ich besuchen moechte. Ausserdem gibt es einen 10% Rabatt, wenn man Spanischunterricht in mindestens zwei der insgesamt drei Schulen nimmt, und den moechte ich mir natuerlich auch nicht entgehen lassen.
Die Frage nach dem Wie laesst sich nicht so schnell beantworten, ist aber die spannendere von beiden! Von Bocas del Toro aus habe ich mich um 8h Uhr mit einem Boot auf den Weg nach Changuinola gemacht. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde, und ist wirklich sehenswert! Zunaechst geht es uebers offene Wasser zwischen den Inseln Bastimentos und Colon durch in Richtung Festland, wo es einen Fluss Hinauf geht, dessen beide Ufer von dichten Mangroven geaeumt werden, die nur stellenweise fuer kleine Siedlungen der Indios durchbrochen sind. Hierbei handelt es sich um Holzhaeuser auf Stelzen, auf deren Gelaendern Kleider trocknen, waehrend sich vor dem Haus Schweine, Huehner, und zahlreiches anderes Getier tummelt. Die Bewohner fahren mit Kanus umher, die denen der Kuna aehneln, aber schmaler sind. Ab und zu kommt ein groesseres Kanu vorbei, das meist interessante Ladung fuehrt. So gesehen: Schweine, Ziegen, riesige Ladungen Fruechte und sogar Pferde!
Die Landschaft ist beeindruckend, die Pflanzen und Voegel tropisch und man kann sich so vorstellen, man wuerde den Amazonas hinauf fahren und es koennte jeden Moment Giftpfeile aus dem Unterholz hageln.
Von derartigen Erlebnissen blieb ich verschont, und habe Changuinola heil erreicht, wo ich - nach einer erbarmungslosen Diskussion mit dem Taxifahrern um den Fahrpreis – nach Downtown Changuinola gebracht wurde, wo der “international Bus” nach San Jose in Costa Rica abgeht. Der Busfahrer haendigt einem beim Einsteigen einen kleinen Zettel aus, wie man ihn normalerweise im Flugzeug bekommt und man muss sein Rueckreiseticket sowie den Pass vorweisen, bevor man an Bord gelassen wird. Mit dem Bus geht es dann durch die oestlichsten Auslaeufer der enormen Bananenplantagen (nebenbei bemerkt eine grauenhafte Monokultur von unvorstellbaren Ausmassen, in der nicht an Duenger und Insektenvernichter gespart wird) von Chiquita bis Sixaola, wo sich der noerdlichste der drei oder vier Grenzuebergaenge nach Costa Rica befindet. Hier muessen alle den Bus verlassen.
Zwischen den Ausreiseformalitaeten aus Panama heraus, und den Einreiseformalitaeten nach Costa Rica herein, gilt es zu Fuss eine beaengstigend wacklige historisch anmutende, Bruecke zu ueberqueren. Zwischen den Holzplanken befinden sich grosse Spalten, durch die der Mutige die reissenden Fluten in der Tiefe erblicken kann. Da aber der Bus aber ebenfalls ueber die Bruecke faehrt scheint sie wohl einiges auszuhalten.
Was die Einreise nach Costa Rica angeht, so hatte ich mir im Vorfeld bereits einige Sorgen gemacht, denn es ist so, dass bei Einreise ein Beweis ueber die geplante Ausreise, wie ein Busticket oder aehnliches, aus Costa Rica heraus verlangt wird, sonst darf man nicht rein. Ich habe ja nur ein Ticket aus Panama heraus und das gilt eigentlich nicht. Dann wird man gezwungen ein weiteres Ticket fuer viele Colones (das ist die Waehrung in Costa Rica und 517-520 davon entsprechen etwa einem Dollar) zu erstehen. Ich will aber naechstes Wochenende nach David zurueck und nicht nach Bocas, haette dann aber ein teures Ticket was ich nicht brauche kaufen muessen… Wie dem auch sei, mein Ticket wurde ohne Probleme akzeptiert und ich habe zahlreiche Stempel in meinen Pass bekommen. Beim Martin hat das leider nicht geklappt, er musste vor einigen Wochen ein Busticket kaufen. Puh!
Hinter der Grenze darf man dann wieder in den Bus einsteigen und weiter geht die Reise. Ich habe dem Busbegleiter mehrmals vermeldet wo ich aussteigen muss und dort wurde ich dann auch ausgesetzt, an der Strasse. Der Ort heisst Siquirres und verfuegt ueber einen Busbahnhof. Ein kleiner Junge hat mir freundlicherweise den Weg vom Highway aus dorthin gewiesen, es ist ein kleiner Fussmarsch, aber nicht allzu weit. Dort ging dann auch direkt der Anschlussbus nach Turrialba der fuer 770 Colones einen 1,5stuendigen Scenic-Drive durch die wunderschoenen Berge Costa Ricas bietet.
Ins, die Chefin der drei Sprachschulen, hat mit freundlicherweise Zugang zu ihrem Zimmer im hiesigen Haus gewaehrt (sie ist momentan in Bocas und faehrt dann nach Boquete) um mir Kleidung zu borgen. Ich habe mich umgehend dem Wetter entsprechend in einen ihrer dicken Wollpullis gehuellt und geniesse jetzt das kuehle Wetter, das ich ja doch ehrlich langsam zu vermissen begonnen habe…
Fuer heute schliesse ich meinen Bericht und fuege noch einige aussagekraeftige Bilder der letzten Tage an. Ausserdem moechte ich Euch die wichtige Information nicht vornethalten, dass Carola sich freundlicherweise um die Festlegung unseres Rueckflugdatums gekuemmert hat. Unser Rueckflugdatum ist jetzt offiziell der 20te Maerz 2007, es kann allerdings sein, dass wir erst am 21ten landen, wegen der Zeitverschiebung, Detailinfos folgen!


Die Schule ... und ein paar Impressionen von Bocas del Toro
... weitere Fotos folgen morgen, das Internet hier an der Schule ist naemlich noch schlimmer als das in Las Lajas, was heisst, dass das Uploaden dieser Bilder etwa eine Stunde gedauert hat... Morgen gibts mehr!

Friday, December 29, 2006

San Blas: Weihnachten auf Digir Dupu

Tag 1 - 21. Dezember 2006

Um 4:00h soll mein Wecker klingeln, auf dass ich um 4:30h im Taxi zum Albrook Terminal sitzen kann, aber ich bin schon ab 3:15h hellwach. So reicht es wenigstens noch zu einer schnellen Dusche, wenn schon nicht zu einem Fruehstueck, auf das ich ungern verzichte. Puenktlich erreiche ich gegen kurz vor fuenf den Flughafen, wo ich meinen gewichtigen Rucksack in die Aeroperlas Abfertigungshalle zerre. Ich bin nicht die Erste, was den Vorteil hat, dass die Menschen die Sicherheitsprozedur durchlaufen, und ich ihnen einfach abgucken kann, wie es geht., ohne meine Sprachkenntnisse zu solch frueher Stunde bemuehen zu muessen. Ein gigantischer Berg Kartons, Taschen und Saecke, sowie Elektrogeraete ist vor meinem Rucksack dran. Der rote Aufkleber REVISADO sichert dem Besitzer freies Geleit. Dann bin ich endlich an der Reihe. Von aussen einmal abgetastet und einmal die obere Klappe geoeffnet wird mein guter alter Kamerad „Sine Dragon I“ nebst Inhalt fuer unbedenklich befunden und weiter gehts zum Einchecken.

Mein Computerausdruck, der mir als Ticket bereits etwas halbscharig vorkam, wird garnicht erst benoetigt, ein freundliches Laecheln und ein nicht amerikanischer Pass reichen voellig aus und schon ist alles in Butter. Selbst mein enormes Uebergepaeck bringt keinen aus der Ruhe, sofern ich dafuer B. 4,00 extra berappe. Nun denn was muss. Ausserdem ist der Rucksack wirklich tonnenschwer. Ist ja auch alles drin, was ich notfall in den naechsten Tagen zum Ueberleben brauchen werde, inklusive 6 Litern Wasser, man weiss ja nie.

Nurnoch mit meinem Handgepaeck bewaffnet, einer „Super99“-Knistertuete, in der sich meine persoenlichen Habseligkeiten befinden, die ich wirklich nicht verlieren darf, die schwarze Plastikmarke fuer meinen Flug unterm Arm, setze ich mich wieder und beobachte weiter das Treiben. Tatsaechlich bin ich diesmal die einzige Gringa, die zu fliegen scheint. Sonst handelt es sich ausschliesslich um Indianer (Ist das politically correct? Falls nicht tuts mir leid.). Die aelteren Frauen alle in der Tracht der Kuna: Wickelrock bis uebers Knie, Bluse mit Puffaermeln an deren Bauch und Ruecken die beruehmten Molas angenaeht sind, rot-gelbes Kopftuch, sowie der traditionelle Perlenschmuck an Unterschenkeln und Unterarmen. Ein breiter goldener Nasenring, sowie ein schwarzer Strich ueber Nase und Strin (der uebrigens mit dem Saft der Frucht des Jagua Baumes gezogen wird), runden das ganze ab.

Bei einem Mola handelt es sich um eine Handarbeit. Mehrere verschiedenfarbige Lagen Stoff werden aufeinander genaeht. Dann wird ein Muster oder Bild eingearbeitet, indem die Stoffschichten jeweils bis zur gewuenschten Farbe ( Schicht) durchschnitten werden und die Raender fein vernaeht werden.

Es herrscht froehliche Reisestimmung und ueberall wird in Kuna geschnattert und gelacht. Mir wird aufmunternd zugelaechelt und wie immer werden zahlreiche Kinder hin- und hergereicht, die mich interessiert begutachten.

Endlich ist es soweit: Mein Flug wird aufgerufen. Und zwar von einer winzigen Person in Warnweste, die die Gaeste sortiert nach Farbe des Plastikfluganzeigers aufs Rollfeld bittet.

Es ist noch stockdunkel, als ich die gute „De Havilland Twin Otter“ Propellermaschine ueber eine winzige Falttreppe erklimme. Etwa 20 Leute haben darin Platz, wie immer natuerlich zuzueglich der auf dem elterlichen Schoss reisenden Kinder.

Kaum hat sich jeder einen schoenen Sizt ausgesucht geht es los und als wir gerade den Bodenkontakt verlieren, lugt die Sonne ueber den Horizont und gewaehrt einen Blick auf Panama City im Morgengrauen. Im rosafarbenen Sonnenaufgang geht es weiter nach Nordosten, niedrig genug um die groessten der Baumriesen majesaetisch aus dem unter uns befindlichen Urwald herausragen zu sehen.

Die erste Landung erfolgt in Carti, wobereits einige Reisende das Flugzeug verlassen. Weiter geht es nach El Porvenir, und wen sehe ich da schon am Rollfeld stehen? Eva und Uli! Die zwei sehen etwas angeschlagen aus, wie sich heausstellt war ihr San Blas Erlebniss nicht ganz das, was sie erwartet hatten. Aber leider koennen sie mir nicht alles berichten, denn die naechste landung hiesst Aussteigen fuer mich.

Corazon de Jesus, eine Insel in San Blas. Kein Haus, keine Huette, nur ein paar Palmen und ein kurzer aphaltierter Streifen als Landeplatz, bewohnt von Milliarden der mir verhassten Sandmuecken die mich sofort in hungrigen Wolken umschwirren. Zum Glueck habe ich mich nicht festgelegt hier zu bleiben!

Die restlichen Reisenden streben zum Pier, wo sie von Verwandten mit Booten in Empfang genommen werden. Von Wassertaxis keine Spur. Da aber alle Reisenden ihren Namen, sowie den Namen ihrer Heimatinsel mit einem dicken Edding auf ihren Taschen vermerkt haben, laufe ich einfach einer netten Familie mit der Aufschrift „Florista/ Tigre“ hinterher. Diese wird wie alle anderen am Pier bereits erwartet und die Frage „Na, wo solls denn hingehen?“ laesst nicht lange auf sich warten. Meine Antwort wird mit einem „Dann komm am besten gleich mit uns“ belohnt.

Schwuppdiwupp, schon thront mein Rucksack auf dem Boot und ich folge ihm. Das Boot ist aus Holz, etwa 6m lang und hochseeerfahren, weshalb einer der mitfahrenden stets damit befasst ist hereinlaufendes Wassermit einer Schuessel wieder zurueck ins Meer zu schoepfen. Angetrieben wird das ganze von einem stoerrischen Motor, der und, als er endlich anspringt in geruhsamem Tempo gen Osten befoerdert.

Wie sich waehrend der Fahrt herausstellt ist Eduardo der Fahrer auch der Inselvorsteher von Isla Tigre und so lerne ich gleich die wichtigste Familie am Platz hautnah kennen.

Die zweite Frage nach der wie man heisst ist hier stets: „Wo ist denn Dein Freund?“ und auf meine Antwort „In Deutschland“ (man will ja nicht gleich verkuppelt werden) schlaegt sich die Mutter der Familie, die mir gegenueber sitzt, die Haende vors Gesicht. Ihre Tochter erklaer mir: „Meine Mutter weint, weil Du unsere schoene Welt gnaz alleine besuchen kommst.“, woraufhin alle in schallendes Gelaechter ausbrechen. An Humor mangelt es also schonmal nicht, ein sehr positives Zeichen. Die das Boot begleitenden Tortugas (Schildkroeten) tragen zur Stimmung weiter positiv bei.

Wir passieren im Morgengrauen zahlreiche Inseln und Inselchen, von denen einige nur Platz fuer drei Palmen bieten. Das Wasser ist strahlend blau, wo sich die bis dicht unter die Wasseroberflaeche heranreichenden Riffe befinden tuerkis, und sanfte, hohe Wellen schaukeln das Boot gemuetlich hin- und her.

Nach etwa 30min. Fahrt erreichen wir Isla Tigre. Am Steg erwarten uns bereits einige Herren, denen Eduardo der Chef schon von weitem von seiner Beute berichtet: „Ich hab ne Deutsche die will achte Tage bleiben!“ Alle freuen sich und es kommt mir so vor, als sei das nicht nur wegen dem Gled in meinen Taschen.

Umgehend werde ich zu einer Cabana (Huette) verfrachtet, die sich im westlichen Teil der Insel befindet. Vom Dorf wird dieser touristischeTeil durch einen Bambuszaun getrennt. Lorenzo, ein kleiner freundlicher Mann, klaert mich ueber die Regeln auf der Insel auf, die sich weitestgehend mit „Benimm Dich anstaendig“ zusammenfassen lassen. Jenseits des Zauns soll man etwas mehr anziehen, als einen Bikini und das Fotografieren von Menschen ist zu unterlassen, es sei denn die Bezahlung ist geklaert. Klingt akzeptabel.

Meine Cabana ist eine kleine Bambushuette mit palmwedelgedecktem Dach direkt am Meer. Sie hat zwei Tueren, eine zum Meer und eine zum Platz vor den Cabanas. Die Einrichtung besteht aus einem Doppelbett, einem Tischchen und zwei Stuehlen. Als erste Amtshandlung befestige ich mein Moskitonetz ueber der Ruhestaette. Dann schwanke ich erschoepft zu einem schattenspendenden Dach, unter dem ich meine Haengematte fachfrauisch befestige. Kaum haengt das Ding liege ich auch schon drin und schlafe tief und fest, das Meeresrauschen im Ohr. Einige Zeit spaeter werde ich vom Ruf „Hola Nina“ geweckt. Es ist Edurardo, der mich abholen will um mir sein Dorf zu zeigen. Welch nette Ueberraschung!

Die sandige Hauptstrasse ist flankiert von grossen Bambushuetten, in denen jeweils eine Familie a mindestens drei Generationen, wohnt. Der heisse Wind laesst die Blaetter rascheln. Eduardo erzaehlt die ganze Zeit und es ist wirklich schade, dass ich nur die Haelfte verstehe. Ausser den Wohnhaeusern gibt es eine grosse Kueche, wo sich alle treffen und wo fuer das ganze Dorf gekocht wird. Keine einfache Angelegenheit, denn laut meinem Fuehrer leben hier ueber 100 Menschen. In den Tueren der Haeuser stehen die Frauen, wie immer in ihrer schoenen Tracht. Einige besonders verwegene lehnen im Tuerrahmen und rauchen riesige Pfeifen, ebenfalls ein Privileg der Frauen, die hier wie vielerorten in Panama weitestgehend das Sagen haben (an dieser Stelle sei erwaehnt, dass Panama das land ist mit den meisten Frauen in Fuehrungspositionen weltweit!).

Schliesslich erreichen wir ein weiteres grosses Gebaeude, wo die Dorfversammlungen stattfinden. Momentan finden dort gerade die Vorbereitungen zu einem grossen Fest statt. Das Fest wird zu ehren eines Maedchens gefeiert, welches zum ersten Mal ihre Tage hatte. Zu diesem Anlass werden ihre bis dahin langen Haare abgeschnitten und sie bekommt den typischen Kurzhaarschnitt der Kuna Frauen. Ausserdem bekommt sie eine Tracht – und – das ist wohl das wichtigste – sie bekommt einen Namen. Vor diesem grossen Ereigniss haben Maedchen hier naemlich keinen und werden nur mit Nina (Maedchen) oder Hija (Tochter) angesprochen. Sie hat jetzt 5 Tage in einem kleinen verschlag verbracht und auf das Ende ihrer Periode gewartet. Die Frauen des Dorfes haben sie in dieser Zeit von oben bis unten mit dem Saft der Jaguafrucht eingerieben, weshalb sie am ganzen Koerper schwarz ist. Welch gluecklicher Zufall, dass ich ausgerechnet zu einem solchen Zeitpunkt hier bin.

Danach geht es weiter durch die sandigen Strassen und Wege, in denen Kinder kleine selbstgebastelte Drachen steigen lassen, und siehe da, was leuchtet blau und silbrig von der naechsten Ecke her? Zwei Telefonzellen! Nachdem mit Handies hier nicht viel asuzurichten ist eine wirklich erfreuliche Einrichtung.

Nach diesem ersten Rundgang durchs Dorf, das in der Sprache der Kuna Yala uebrigens nicht Tigre, sondern Digir Dupu heisst, sinke ich erneut in die Haengematte, um mich weiter zu erholen. Ich geniesse das Geraeusch der Wellen, die leichte Brise, das Schaukeln meiner Haengematte und betrachte die Seevoegel, die in Schwaermen am Strand entlang jagen. Ab und an sehe ich in der Ferne ein Seegelboot. Schon bald ist es Zeit fuers Abendessen. Es gibt Fisch, was auch sonst auf einer Insel. Am Nachmittag ist er von den Fischern gebracht worden um vom Koch gleich vor Ort zerlegt zu werden. Dazu gibt es koestlichen Reis, der statt in Wasser in Kokosmilch gekocht wird. Eine Delikatesse!

Nach dem Essen holt mich Eduardo wieder ab. Jetzt geht es los mit den Festlichkeiten zu Ehren des Maedchens. Sechs Maenner und ebenso viele Frauen in identischen Trachten fuehren traditionelle Taenze auf. Die Maenner spielen dabei Panfloeten aus Bambus, zu jedem tanz in unterschiedlichen Laengen. Die Frauen geben mit Rasseln den Takt vor. Es ist kein wilder Tanz, sondern ein sanfter, filigraner Tanz. Man koennte fast zaertlich sagen. Die Maenner und Frauen bewegen sich dabei in komplizierten Mustern umeinander. Beim letzten Tanz muss eine Frau jeweils versuchen, den von einer anderen Frau spielerisch geschuetzten Panfloetenspieler abzuklatschen. Das Fangenspiel ist eine grosse Erheiterung fuer alle. Schliesslich ist Schluss und ich begebe mich in meine Huette, wo ich unter meinem Moskitonetz geschuetzt wie in einem Zelt, sofort einschlafe, um die Ereignisse des Tages zu verarbeiten.

Tag 2 - 22. Dezember 2006

Ich bin frueh wach. Der Himmel ist grau und in meiner Huette ist es klamm. Darum fackle ich nicht lange und gehe gleich ins Bad, wo ich meine Morgenwaesche mit dem Wasser aus der Tonne durchfuehre. Auf der Insel gibt es keine Frischwasserpumpe, sondern das Wasser kommt aus den Bergen, durch eine lange Leitung. Vor Ort gelangt es zu guter Letzt durch einen Kohlenstoff-Filter, der es geniessbar macht. Da ich gestern wohl zu wenig getrunken habe, wie ich an einem latenten Kopfschmerz merke, trinke ich zum Fruehstueck gleich zahlreiche Becher. So wird sich am ehesten herausstellen, ob der Filter was taugt. Zum Wasser gibt es Kaffee, Ruehrei und Broetchen.

Als Ueberraschungsgaeste ist heute ein amerikanisches Paarchen auf der Bildflaeche erschienen, die allerdings nur fuer eine Nacht bleiben wollen. Josh und Gueluem. Sie sind sehr nett und wir kommen gleich ins Gespraech. Nach dem Fruehstueck wollen meine neuen amerikanischen Freunde und ich einen Schnorchelausflug zum nahen Riff machen. Mit unserem Geleitsmann Eduardo sowie dem Fahrer Diego starten wir also um die naechste Insel und das dahinter liegende Riff zu besuchen. Mit dem bereits bekannten moderaten Tempo geht es los. Die Gewaesser sind voller Untiefen, so dass selbst bei unserem Einbaum, der kaum Tiefgang hat, stete Vorsicht geboten ist. Aber unsere Maenner sind erfahren und manoevrieren geschickt zwischen den nur handbreit unter der Oberflaeche befindlichen Korallen und Felsen hindurch.

Unser Schnorchelgang ist schoen, wird jedoch von einer starken Stroemung beeintraechtigt, durch die man sich kaum vorwaerts bewegen kann. Nach etwa zwei Stunden sind wir erschoepft, und als sich Josh schliesslich auch noch den Kopf an einer Koralle anschlaegt, so dass es kraeftig blutet, beschliessen wir einstimmig die Heimreise nach Digir Dupu anzutreten. Wir wollen ja keine Bekanntschaft mit den hier vorkommenden Hammerhaien machen.

Die Fahrt zurueck zieht sich, und die Wellen werden immer hoeher. Schliesslich faellt auchnoch der Motor aus, und wir duempeln 20 Minuten auf offener See, bis die noetigen Reperaturen durchgefuehrt sind. Dies hat zur Folge, dass mir zum ersten mal seit langer Zeit so richtig uebel wird auf einem Boot. Angestrengt beobachte ich den Horizont und atme konzentriert ein und aus, bis wir endlich unsere Insel wieder erreicht haben und festen Boden unter die Fuesse bekommen.

Es folgt meine zweite „Aus-dem-Fass-Dusche“ des Tages und schon geht es mir wieder gut, gerade rechtzeitig, denn es gibt Mittagessen, diesmal Oktopus.

Nach dem Mittagessen schnappe ich meine Kamera und mache mich auf dem Weg ins Dorf um einige Fotos zu schiessen und die Molas der Frauen unter die Lupe zu nehmen, die sie verkaufen. Eduardos Frau Eloisa ist Expertin auf diesem Gebiet, denn waehrend Eduardo vor Jahren fuer die Amerikaner gearbeite hat, hat sie ihr eigenes Business aufgebaut. Sie handelt mit Kunsthandwerk und verkauft pro jahr ueber 2000 Molas der Frauen auf den Inseln in ihrem Shop im Yachtclub in Colon. Da gestern ein columbianisches Boot da war, das Kokosnuesse gegen allerlei Waren eingetauscht hat, sind meine Handelswaren momentan nicht so begehrt wie bare Muenze. Es gibt viele schoene Molas hier und die Qualitaet uebertrifft die derer in den Tourishops bei weitem! Ausser Molas verkaufen die Frauen Perlenarmbaender, Halsketten (teils mit Affenzaehnen und Vogeschnaebeln, ich habe da so meine Bedenken, ob ich ein solches Mitbringsel problemlos durch den Zoll bekommen wuerde) und natuerlich die Erlaubniss sie zu fotografieren a B.1,00 Ich halte mich aber mit Einkaeufen zunaechst zurueck, es ist ja noch ausreichend Zeit das Warenspektrum zu sichten. Also spazieren wir weiter zur Dorfkueche, wo Eduardo seiner Frau bescheid geben will, dass sie mir im Laufe der Woche ihre Exponate vorfuehren soll. Eduardo darf die Kueche als Mann nicht betreten. Sie steht unter staendiger Bewachung einer Heerschar Frauen. Schliesslich taucht Eloisa un der kleinen Tuer auf. Sie stuermt auf mich zu und begruesst mich, was Umarmungen und Kuesse mit einschliesst. Das ich mich dazu weit zu ihr hinunterbeugen muss finden die anderen Frauen zum Schreien komisch und schon scharen sich die Frauen um mich, wobei Eduardo gaenzlich abgedraengt wird, und wollen mich genauer unter die Lupe nehmen. Im grossen und ganzen scheinen sie zu der Uebereinkunft zu kommen, dass ich eine lustige Erscheinung bin, in ihren Augen wahrscheinlich laecherlich gross. Zum Glueck habe ich wenigstens meine Beine frisch rasiert, Die Kuna haben naemlich keine Haare an Armen und Beinen, die Maenner auch nicht im Gesicht, und so hoffe ich wenigstens nicht als Barbarin oder Affenfrau abgestempelt zu werden.

Nachdem ich fuers Erste ausreichend begutachtet wurde loest sich die Versammlung auf und ich gehe mit Edurado weiter zum Haus seiner Schwester. Sie ist ein Original! Bestimmt 80 Jahre alt und hoechst vergnuegt. Ich frage sie, ob ich sie fotografieren darf. Ich bekomme die Erlaubniss. Zunaechst albert sie herum, eine kleine Showeinlage fuer die mich staendig begleitende Kinderschar, welche dies mit Jauchzen und Jubelschreien belohnt. Sie verschleiert sich mit ihrem Kopftuch, mimt die bucklige und so weiter. Schliesslich winkt sie noch eine Freundin herbei und nimmt Aufstellung. So komme ich zu meinem obligatorischen Trachtenbild. Am Abend herrscht Aufregung am Pier. Ein Zweimaster, der 20m Schooner RAGNAR mit zwei Mann/ Frau Besatzung hat vor Digir Dupu Anker geworfen. An Land kommen Barbara und Skip, ein Paarchen um die 50, die seit 14 Monaten um die Welt segeln. Ich nutze die Gelegenheit und quetsche die Beiden bei Huehnchen mit Reis (hier allerdings mit koestlicher Sauce) ueber alle Hoehen und Tiefen ihrer Unternehmung aus, was sehr interessant ist. Die beiden dokumentieren ihre Reise unter http://www.sbragnar.com auch im Internet.

Ein weiteres Mal stelle ich fest, dass es noch viel zu sehen gibt auf der Welt. Ich frage mich, wie man jeh auf die Idee kommen kann auf den Mond fliegen zu wollen, wo es doch hier so viel zu sehen und zu erleben gibt...

Tag 3 - 23. Dezember 2006

Nach dem Fruehstueck geht es wieder mal aufs Bootchen. Diese Mal Richtung Festland und schliesslich den Rio Tigre hinauf, denn Eduardo moechte mir den Friedhof der Gemeinschaft zeign. Die Fahrt den Rio Tigre hinauf ist ein kleines Abenteuer, und ich stelle mir vor ich sei Alexander von Humboldt im Amazonas. Rechts und links am Ufer waechst dichter Mangrovenwald. Gigantische, uralte Mangobaeume strecken ihre gewaltigen Aeste ueber den Fluss. Auf ihnen wachsen Bromelien, deren rote Blueten durch die Blaetter blitzen. Zahlreiche Voegel zwitschern und stossen eigentuemliche klagende Laute aus. Frueher gab es hier viele Krokodile, erklaert mir Eduardo, aber heute nichtmehr. Da fuehle ich mich ja gleich richtig entspannt, als unser Boot auf einer Sandbank aufsitzt und wir ins gruenliche Wasser aussteigen muessen, um es weiter zu schieben. Tatsaechlich verirrt sich nicht einmal ein winziger Blutegel an mein Bein. Garnichts. Also geht es weiter den Fluss hinauf, wo das seichte Platschen des Stocks mit dem wir uns voranstaken das einzige geraeusch ist, das die Geraeusche des Urwalds durchbricht.

Nach einer Weile taucht ein ein matschiger Pfad am Ufer auf. Wir gehen an Land und folgen selbigem in den Wald. Nach einer Weile erreichen wir eine Anhoehe, auf dessen Gipfel der Friedhof gelegen ist. Die Graeber liegen dicht beieinander. Es sind laengliche Erdhuegel aus rotem Sand, umsaeumt von einem handbreiten kleinen Erdwall. Eduardo erklaert mir, dass jedes Grab zehn Jahre belassen wird, bevor ein weiterer Toter hineinkommt. Zu einer Beerdigung kommen dann alle Verwandten und Freunde und jeder bringt eine der Habseligkeiten des Verstorbenen mit. Sein Essgeschirr, seinen Hut und anderes. Auf dem Grabhuegelchen wird dann sein Tisch aufgestellt, und alle Mitbringsel werden darauf ausgelegt. So laesst sich an den Graebern gleich erkennen, ob es sich um das Grab eines Mannes oder einer Frau handelt, denn auf den Graebern von Frauen finden sich ihre Pfeifen.

Bald machen wir uns auf dem Rueckweg. Wir besteigen unser Boot, stossen uns ab, und da passiert es: Ein Bienenschwarm attackiert uns! Es sind kleine, ganz schwarze Bienchen, von denen ich in Las Lajas schon gehoert habe. Sie stechen nicht, haben aber eine andere unangenehme Eigenschaft. Sie moegen Haare. Sie schwirren einem also um den Kopf, um sich dann durchs Haar auf den Weg in Richtung Kopfhaut zu machen. Es ist sehr widerlich, denn ich habe etwa 50 Bienen in meinen Haaren, die summen, brummen und krabbeln. Zum Glueck habe ich kein groesseres Problem mit Insekten, denn man muss alle einzeln wieder herauspfluecken, was meist nur in Teilen gelingt. Schliesslich bin ich die Dinger wieder los, aber den Rest des tages befaellt mich immer wieder das unangenehme Gefuehl, etwas wuerde ueber meine Kopfhaut krabbeln...

Auf schlecht folgt ja bekanntlioch stets gut und so ist meine Laune spaetestens zu dem Zeitpunkt wieder vollends hergestellt, als mir zum Abendessen ein riesiger Hummer vorgesetzt wird.



Tag 4 - 24. Dezember 2006

10:30h und kein Martin in Sicht, der ja eigentlich heute nachkommen wollte. Die Ragnar ist weg, Josh und Gueluem sind weg. Vielleicht wird es doch noch ein oder zwei einsame Tage geben. Aber heute frueh habe ich in meinem Vokabelheft einen Umschlag von Carola gefunden! Eine Weihnachtskarte! So habe ich doch etwas zum aufpacken.

Stunden spaeter baumle ich wieder in meiner Haengematte und warte darauf was der Tag noch so bringen wird. Natuerlich zunaechst das Mittagessen. Der Koch sucht mich in meiner Haengematte auf, wie immer sehr um mein Wohlergehen besorgt, und beordert mich fuer 12:30h ins Restaurant. Seine Frau war auch schon da. Sie strahlt immer ueber beide Ohren. Ihre Wangen sind mit orangener Farbe bemalt. Auch das gehoert zum typischen Erscheinungsbild der Kuna Frauen. So wischt die Freundlichkeit der Leute wie so oft jeden Anflug von schlechter Laune von dannen. Auch Edurado, mein staendiger Begleiter taucht zum Essen auf. Ich gebe ihm eine Pepsi aus.

Nach dem Essen machen wir einen Spaziergang durchs Dorf und ich werde zu den Frauen gefuehrt, die in einer winzigen verrauchten Huette in vier gigantischen Toepfen das Weihnachtsessen vorbereiten. Auf dem Holzfeuer, das mit Kokosschalen und Bananen geheizt wird, stehen die Kessel. Schwarz und gross genug einen Menschen darin zu garen. Sie sind voll mit der Suppe, in der sich wie ich auf Nachfrage erfahre, als ich in einer Ecke einen ganzen haufen Schweinefuesse sehe, 9 dieser Kreaturen, sowie zahlreiche andere Zutaten befinden. Als wir die Huette wieder verlassen rieche auch ich von oben bis unten nach Rauch, ich hoffe dies wird helfen die Insekten fern zu halten.

Dann ist es an der Zeit zu telefonieren. Nur eine der zwei Zellen funktioniert, und das auch erst, nach dem Edurado zahlreiche Male aufgelegt und wieder abgehoben hat. Das Ding ist rostig und alt, aber die Verbindung ist sehr gut, als sie schliesslich zustande kommt. So kann ich tatsaechlich nach Hause telefonieren, was mich sehr freut. Und Eduardo wuenscht allen auf Kuna frohe Weihnachten. Hach, so ein Beamer waere fein, denn jetzt mit meinen Lieben zusammen zu sein waere toll.

Auf dem Rueckweg zu meiner Huette kommen wir wieder an vielen Dorfbewohnern vorbei, die allerlei Taetigkeiten nachgehen. Einer schnitzt kleine Segelboote aus Holz. Im vorderen Teil der Schiffchen sind kleine Fische als Fang eingeschnitzt. Ein anderere Manns schneidet Palmwedel auseinander und bastelt daraus kleine Kreuze, denn fuer das heute Abend stattfindende Fest wird jedes Haus mit einem solchen geschmueckt.

Auch die sogenannten Moonchildren gibt es auf Digir Dupu. So werden die hier haeufig geborenen Albinos bezeichnet. Sie haben strohgelbe Haare und rosafarbene Haut.

Die Kuna denken, es handle sich bei ihnen um Kinder des Mondes, was ihnen eine besonders angesehene Position in der Gemeinschaft beschert. Sie gelten als Auserwahlte und Fuehrungspersoenlichkeiten, was widerum dazu fuehrt, dass die Oberhaeupter vieler Gemeinschaften tatsaechlich Albinos sind. Was dem ganzen seinen Zauber ein wenig nimmt ist die Tatsache, dass solche Kinder hier aufgrund der enormen Inzestrate besonders haeufig sind, denn nur wenige Kuna heiraten ausserhalb ihrer Gemeinschaften.

Das Highlight des Tages aber folgt schliesslich nach dem Abendessen. Eduardo holt mich ab und nimmt mich mit ins Dorf zum Versammlungshaus. Mittlerweile ist es dunkel, aber es brennen zahlreiche Feuer und und der Platz vor dem Versammlungshaus ist ebenfalls hell erleuchtet. Alles istmit kleinen Fahnen aus Mini-Molas geschmueckt und im gelblichen Licht des Feuers entsteht ein mystisches Ambiente, das sich nach Abenteuer anfuehlt, so dass es mich nicht wundern wuerde ploetzlich einen waschechten Piraten vor mir stehen zu sehen. So einer wuerde wahrscheinlich umgehend von den stolzen Frauen des Dorfes von der Insel vertrieben. Momentan sitzen sie jedoch vor ohren Huetten oder vor dem Versammlungshaus, um sich von ihrem Tagwerk zu erholen, denn des Nachts wird die Arbeit weitergehen.

Das Versammlungshaus ist eine laengliche Huette voller Baenke, in deren Mitte Platz fuer einen Redner ist. Als wir ankommen singen gerade zwei Frauen ein Lied auf Kuna, wobei sie von einem aeltlichen Gitarristen begleitet werden. Danach kommt ein Chor, noch verschiedene Tnaz- und Gesangseinlagen, bis schliesslich ein Pastor aufsteht um die Weihnachtsgeschichte zu verlesen. Waehrend der lesung leert sich der Raum sichtlich, aber die folgende Tanznummer, begleitet von Weihnachtssongs aus dem Kassettenrekorder, lockt das Publikum zurueck ins Haus. Heute wird ja auch nicht geredet, sondern gefeiert und zwar auch hier die Ankunft von Jesus auf der Erde, ein frohes Ereigniss, das voll zwangloser Heiterkeit gefeiert wird. Jeder der moechte darf etwas vortragen, auf den Baenken tummeln sich zahllose Kinder und es herrscht ein reges Kommen und Gehen.

Es ist wirklich sehr schoen, und die Stimmung sowie die Leute ruehren mich zutiefst. So ein schoenes Weihnachtsfest habe ich wirklich selten erlebt.

Tag 5 - 25. Dezember 2006

14:00h und bis jetzt ein trostloser Tag. In der Nacht gab es mords Wellen und ein beeindruckendes Gewitter ueber dem Meer, das mich in steter Sorge um die Stavilitaet meiner Huette kein Auge hat schliessen lassen. Als der Regen endlich vorbei war, wurde es unertraeglich heiss, und selbst das Hochrollen meines Moskitonetzes brachte nicht die gewuenschte Erleichterung.

Zum Fruehstueck kamen viele Kinder und haben belegte Broetchen bekommen. Ich auch. Danach bin ich wie gewoehnlich auf einen kleinen Spaziergang abgeholt worden. Die Frauen haben sich in Kooperation mit dem oertlichen Medizinmann mittlerweile daran gemacht, einen Hexensud zu brauen, mit dem sich das ganze Dorf mit Ausnahme der Kinder, spaeter berauschen wird, wie mir mein Gastgeber erlaeutert. Folglich raet er mir auch dringen davon ab, morgen irgendwelche Bootsfahrten zu planen. Nunja, das hatte ich ja eh nicht vor, auch wenn ich langsam erste Symptome des Inselkollers als Folge meiner selbstauferlegten Robinson-Erfahrung zu verspueren beginne. Zum Beispiel bin ich bereits auf Seite 690 meiner mitgebrachten Lektuere... Zum Glueck habe ich vor meiner Abreise ein weiteres Buch erworben, so dass ich meine Lesestunden nicht rationieren muss. Ausserdem stelle ich voller Schrecken fest, dass ich etwa zehn Minuten nach einer Mahlzeit bereits wieder sehnsuechtig an die folgende als naechsten Programmpunkt meines Tagesablaufs denken muss... Fuer die Zeit dazwischen habe ich drei Packungen Bonbons und zahlreiche Muesliriegel.

16:16h. Ich habe den Hexensud getrunken! Das kam wie folgt:

Wie immer hat mich Eduardo abgeholt und mich ins Dorf gefuehrt. Dieses Mal in die Cantina (Bar). Hierbei handelt es sich um eine Huette fast so gross wie das Versammlungshaus. In den Boden an einer der Laengsseiten sind grosse Steinkruege eingelassen, die mit Bananenblaettern abgedeckt sind. Davor steht voller Erwartung und bewaffnet mit zahlreichen Kokosnuss-Trinkschalen Jalila, die gerade ihre Tage hatte. Eduardo erklaert mir, dass heute ihr Ritual zuende gefuehrt wird, welches gestern wegen Weihnachten unterbrochen werden musste. Ach so! Dann hat der Sud also garnichts mit Weihnachten zu tun!

In der Mitte des Raumes stehen kleine Tongefaesse, aus denen der Rauch von Kakaoblaettern aufsteigt. Zunaechst betreten die Musiker den Raum, wie gehabt Maenner mit Floeten und Frauen mit Rasseln. Dann fuellen sich die Baenke. Maenner und Frauen sitzen getrennt. Also muss ich ohne Eduardo auskommen, aber da kommt schon Eloisa und setzt sich nach Verteilen der bereits bekannten Kuesse neben mich. Sie haendigt mir einen original Kuna-Wickelrock aus. Offenbar sind meine Hosen zu kurz. Jetzt sicher geschuetzt folge ich den weiteren Ereignissen. Zunaechst erklaert ein Mann in Tracht (fuer die Herren weite Hose, buntes Hemd und Strohhut) die Regeln. Besonders wichtig: Im angeheiterten Zustand sind das Lesen der Bibel sowie Beten untersagt. Singen ist aber okay und wird gestattet.

Zwei Maenner, die Ketten aus langen klappernden Pelikanknochen um den Hals tragen, gehen mit einer langstieligen, dicken Pfeife durch die Reihen und pusten den Gaesten Rauch ins Gesicht. Fuer die weiblichen Gaeste sind hierfuer die Ehefrauen der Knochenmaenner zustaendig. Ausserdem rauchen die Frauen fleissig ihre eigenen Pfeifen und es werden grosse Plastikeimer mit Tabak herumgereicht. Die Frauen ohne Pfeifen haben lange Zigaretten und ehe ich mich wehren kann wird mir auch schon eine in den Mund gesteckt. Rothaendle ohne Filter laesst gruessen und ich versuche unauffaellig zu paffen. Die Huette ist schon gaenzlich eingeraeuchert, als schliesslich das erste Bananenblatt von den Behaeltern mit dem Getraenk gelueftet wird. Maenner und Frauen sind abwechselnd dran. Wer seine Schale geleert hat laesst sie wieder fuellen und reicht sie weiter. Ich bekomme eine recht kleine Schale zugeteilt. Mein Glueck, denn einige sind riesig und fassen sicher einen Liter. Ich denke voller Zuversicht an meine Hepatitisimpfung und mache kurzen Prozess.

Urgs.

Leicht dickfluessig und geschmacklich irgendwo zwischen aeusserst herbem Gluehwein mit einem Schuss Erde und gegorenem Johannisbeersaft anzusiedeln. Ich moechte garnicht an eventuelle Vorgaenge beim Herstellungsprozess denken, denn wer A sagt muss auch B sagen, und schon wird mir eine zweite Schale in die Hand gedrueckt. Auch hier wird nicht lange gefackelt. Wer es drauf hat spuckt den letzten Rest in einem Strahl auf den Boden, das lasse ich lieber, sonst treffe ich noch wen. Anschliessend werden gnaedigerweise Bonbons verteilt und Eloisa zeigt mir, wie man das zweite fuer spaeter mit einem kleinen Knoten, der eine Art Geheimfach entstehen laesst, im Rock verstecken kann, bevor ich meinen Platz fuer die naechste Raeumen muss.

Kann mir nur recht sein, denn mir ist schlecht.

Auf dem Weg zurueck begegne ich dem Medizinmann, der gerade von einem stachligen Strauch einige Zweiglein abschlaegt. Gute Medizin gegen alles, kocht man die Zweiglein als Tee auf. Aber funktioniert auch so! Und schon haut er mir den Stachelzweig ueber den Arm. Argh! Es brennt wie Brennessel und umgehend bilden sich an den Stichstellen insektenbissartige Male. Ich warte eine Weile auf eine eventuell eintretende Wirkung, aber nichts passiert, ausser das es juckt wie die Seuche. Vielleicht ist meine Wahrnehmung aber auch vom Hexensud beeintraechtigt, jedenfalls fuehle ich mich eher geschwaecht als gestaerkt.

Von all diesen Strapazen muss ich mich erstmal erholen und so verstecke ich mich vor weiteren Festlichkeiten mit meinem Buch in meiner Huette.

Spaeter kommt eduardo und fragt mich, ob ich Lust auf mehr habe. Er weist mich darauf hin, dass zumindest die Maenner mittlerweile allerdings alle sternhagelvoll seien. Oh jeh! Da verzichte ich lieber, ich moechte keinem sturzbetrunkenen erklaeren muessen, dass ich ihn nicht heiraten kann, weil ich ja in Deutschland schon ueber einen gatten nebst Kinderschar sowie zahlreiche Liebhaber verfuege (das einzige Argument, das auf fruchtbaren Boden faellt). Da bleibe ich doch lieber hier und lese weiter.

Wie sich als es daemmert herausstellt, ist der Strom ausgefallen. Umgehend eilt Eduardo herbei um mir mitzuteilen, dass es ihm sehr leid tue, der zustaendige Elektriker, aber in einer Verfassung sei, die den Umgang mit Strom nichtmehr gestattet. Ich war ja die Tage zuvor eh schon ueberrascht, dass es ueberhaupt eine Gluehbirne in meiner Huette gibt! Also zuecke ich meine Kopflampe, praege mir den Lageort der Ersatzbatterien auf meinem Tischchen ein und mache mich beim schwindenden Licht der untergehenden Sonne mit der Funktionsweise des Batteriefachs an meiner Leuchte vertraut.

Tag 6 - 26. Dezember 2006

In der ansonsten ruhigen Nach bin ich mehrfach mit rasenden Kopf- und Nackenschmerzen erwacht, die ich durch erhoehten Wasserkonsum zu lindern versucht habe. Man stelle sich das so vor: In stockdunkler Nacht oeffne ich meine Hintertuer und wanke den Strand entlang zum Wasserhahn. Ist die Flasche voll, geht es damit zurueck. Bevor man sich wieder ins Bett verkriechen kann, muessen die Fuesse vom Sand gereinigt werden. Dann wir der kuehle Trunk genossen. Spaetestens zehn Minuten anch einer solchen 1,5 Liter Flasche muss ich dann aufs Klo und das ganze geht von vorne los. Spaetestens zu diesem Zeitpunkt bin ich wieder hellwach.

So wie es aussieht wird es aber wieder ein Haengemattentag und ich kann mich entspannen. Ausserdem werde ich spaeter versuchen, meinen Flug auf den 28ten vorzuverlegen (eigentlich gehts erst am 29ten zurueck). Ich hab aber langsam genug gechillt. Ausserdem will ich Cornflakes!

Einige Stunden spaeter... ich bin sehr stolz auf mich! Ich habe es tatsaechlich geschafft den Rueckflug auf 28ten vorzuverlegen. Hurra!! Das ganze natuerlich auf Spanisch und vom verrosteten Telefon aus (in dem es nebenbei bemerkt abartige Temperaturen annimmt, und ich deswegen jetzt schweissgebadet bin). Jippiiiieeehh!!!! Albrookmall!!! Cornflakes!!! Internet!!! Ich komme!!!

Tag 7 - 27. Dezember 2006

Ueber Nacht hat sich jede einzelne Pore meines Gesichts entzuendet und ich sehe aus wie ein an Windpocken erkranktes Kind. Vielleicht sollte ich mich doch noch etwas vor Menschen versteckt halten? Handelt es sich um ein Zeichen? Liegt es an meinem Kopfkissen, dessen Inneres – einst ein Schaumstoffbrocken – sich unter starker Klumpenbildung in seine Atomarbestandteile aufloest? Oder habe ich von den widerlichen Sandmuecken die Leishmaniose uebertragen bekommen?

Ich starte die Gegenattacke mit einer Cortisonsalbe oder so. Jedenfalls soll sie desinfizierend sein, als solche habe ich sie zumindest gekauft (in einer echten Apotheke!). Sie heisst Vio Corten und kommt zu B.1,25 ohne Packungsbeilage. Beim Ausstossen zahlreicher Flueche nach dem ersten Blick in den Spiegel mus sich ausserdem einen fiesen Halsschmerz feststellen. Wo kommt das denn her? Na gut, dann also auchnoch Halsschmerzen...

Ich fordere hiermit alle auf es selbst einmal zu versuchensich bei einer Mindesttemperatur (nachts) von 30 Grad C ohne Ventilator oder Klimaanlage zu erkaelten. ICH kann es jedenfalls!

Den Vormittag verbringe ich mit Packen und Lesen und zur Mittagszeit ist der grosse Moment gekommen und es heisst zahlen. Hierzu scharen sich alle in der Naehe befindlichen Inselbewohner um mich und beobachten mich, als der Kassenmeister den Gesamtbetrag verkuendet. Ich habe ja heimlich ebenfalls Buch gefuehrt und kann so den fast passenden Betrag aus meiner Tasche ziehen, ohne mit meinem dicken Geldbuendel herumzuwedeln. Zufriedenes Kopfnicken und Gebrummel begleiten die Uebergabe der Scheine, und als klar ist, dass ich nicht vorhabe die Zeche zu prellen, loest sich die Zusammenrottung langsam auf.

Da der Betrag niedriger als erwartet ausgefallen ist, kann ich mich nunmehr ans Molashoppen machen. Tatsaechlich muss ich sagen, ist mein Augenmerk ja schon vor Tagen auf eins von Eloisas Kunstwerken gefallen. Es handelt sich im eine „Langusta Espinosa“ in schoenen Farben, mit allen Merkmalen eines Molas hoechster Qualitaet. Zahlreiche Stoffschichten, feinste Stiche, und so weiter. Um mein Desinteresse zu heucheln kaufe ich zunaechst zwei andere Molas und schlendere dann zu Eloisa. Dann verkuende ich ihr, dass ich das genannte Werk ganz nett finde und erfrage den Preis. Sie nennt ihn mir: B.45! WAS?! Wir sind hier doch nicht in Monaco! Da Eloisa als gerissene Geschaeftsfrau jedoch den Wert ihrer Waren an Land (und zu allem Uebel auch noch im Yachtclub) kennt, beginnen zaehe Verhandlungen. Endlich kann ich meine Handelswaren einsetzen und bekomme das edle Stueck schliesslich fuer sechs Essloeffel, zwei Flaschen Nagellack, Bonbons (Mist, die haette ich selber gebraucht) und B.15. Ausserdem muss ich versprechen irgendwann zurueckzukehren und Schweinefusssuppe mit Eloisa zu essen.

Mit meinen Schaetzen mache ich mich auf den Rueckweg und Diego und Eduardo bringen mich nach Nargana. Die Sonne strahlt und viele kommen zum Winken ans Pier gelaufen. So faellt mir der Abschied richtig schwer... aber die Bootsfahrt macht gute Laune und wir sind viel zu schnell in Nargana, wo ich ein kleines Hotelzimmer beziehe um morgen um 5:50h auf der Insel mit dem Rollfeld zu sein und hoffentlich den Rueckflug anzutreten.

Nargana ist die westlichste aller Inseln der Comara (was den Stil angeht). Hier gibt es sogar eine Bank. Nargana und die Nachbarinsel sind ueber eine rostige Bruecke voller loser Planken verbunden. Ich spaziere ein bischen herum, kaufe mir Wasser, dann lege ich mich ins Zimmer, versuche meine ominoesen Erkrankungen durch Ruhe niederzuringen und lade meine Elektrogeraete.

Tag 8 - 28. Dezember 2006

Um 4:00h bin ich wie gewohnt wach. Ich hab den Wecker auf 5:00h gestellt, aber ich habe solche Angst davor, den Fleiger zu verpassen, dass ich sofort hellwach bin. Eine schnelle Dusche und meine Sachen zusammengerafft setze ich mich ab 5:30h vor die Tuer und fuerchte, dass mein Bootsmann verpennen koennte. Die Frau von Aeroperlas hat gesagt ich soll eine Stunde vor Abflug da sein. Das waere um 5:50h, aber der Bootsmann hat mir gestern Abend schon erklaert, dass es so nicht laeuft. Hier „bei uns auf den Inseln“ bekommt die Flughafenchefin ueber ihr Funkgeraet bescheid, wenn die Maschine in Panama startet und dann macht sie sich langsam auf den Weg rueber zum Rollfeld. Ich bin also als erste da, um 6:30h. Sofort fallen die widerlichen Sandmuecken (alias Chitra) ueber mich her, es ist furchtbar. Julio, der fahrer fluechtet umgehend zurueck nach Nargana, nur ehrlicherweise hat er keine Wahl, denn sein Boot hat sich losgerissen und treibt davon, also schwimmt er ihm hinterher.

Gegen kurz vor sieben trudeln weitere Personen ein, das Flughafengebaeude wird geoeffnet (Raumgroesse etwa 4x5m) und ich muss mich wie alle Reisenden bei der Chefin melden. Oh Gott! Hoffentlich hat alles geklappt und ich stehe auf der Liste! Wie sich herausstellt hat sie aber garkeine Liste. Sie stellt einige eigentuemliche Fragen, unter anderem will sie mein Koerpergewicht und mein Alter wissen, und schon kommt mein Name auf einen kleinen aber offenbar bedeutsamen Zettel.

Endlich landet ein Flugzeug. Das ist nur dummerweise voll... Also darf garkeiner mit und es gibt zunaechst lange Gesichter. Aber es wurde schon ein weiteres geordert. Nach nur wenigen Stunden wird es eintreffen. Das tolle: Ich werde nur halb so schlimm zerfressen wie erwartet, denn ich habe im Flughafengebaeude den Rest eines Moskitokringels gefunden (eine art Anti-Moskito-Raeucherstaebchen), den ich umgehend entfacht, und mich mit einigen Leidensgenossen darum herum gekauert habe. So blieb uns das schlimmste erspart.

Als das Flugzeug schliesslich eintrifft gibt es keine neue Liste. Ich stopfe einfach meinen Rucksack in eine Luke und marschiere an Bord. Die Kontrolle erfolgt dann erst in Panama City, wo ich tatsaechlich namentlich aufgerufen werde. Es hat also wirklich geklappt!

Jetzt fahre ich schnell in die geliebte Albrook Mall und kaufe mir einen heiss ersehnten Kaffee, der wirklich ausserordentlich koestlich ist. Dazu gibt es einen Zimtkringel, der seinesgleichen sucht! Goldfarben, fettgetraenkt und koestlich!

Auch das gute Casa de Carmen nimmt mich trotz der Tatsache, dass ich keine Reservierung habe, auf. Als erste Amtshandlung wasche ich alle meine Klamotten, die aufgrund der Tatsache, dass ich sie schuetzend um einige halbgetrocknete Korallen (Umweltschuetzer: Natuerlich Totfunde am Strand! Also ehrlich!) geschlungen habe einen aeusserst eigenwilligen Geruch angenommen haben. Dann setze ich mich an den Computer, um dieses handschriftliche Pamphlet meinen Lieben (damit seid ihr gemeint) wie versprochen am 29ten zugaenglich zu machen.

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